2013-01-16

Flattrn oder lizensieren? Ein Dilemma.

Dies ist ein Eintrag über mein erlebtes Dilemma von offiziell lizensierter Textveröffentlichung auf diesem Blog gegenüber seiner Monetarisierbarkeit (allein: die Debatte in der Blogosphäre ist schon längst vorüber und ich kann sie nur wieder für mich aufgreifen). Und es ist ein Meta-Eintrag. 

 

Vor ein paar Tagen habe ich den HTML-Code meines Blogs inspiziert und den sogenannten flattr-Knopf eingefügt. Dieser hat eine etwas längere Vorgeschichte und die begann so: ich entdeckte flattr.com (via), facebookte darüber irgendwann vor zweieinhalb Jahren (noch bevor ich meinen Zugang dort schloss) und wog ab: soll ich oder soll ich nicht? Ich wollte also neulich (inspiriert und aufgefordert durch eine WOZ-Reportage über die gegenwärtige Situation in Mali), meldete mich an, startete meinen Zugang, transferierte Geld (via) und konnte fortan jeden Artikel mit einem Kleinstbeitrag unterstützen. Im Hinblick auf meine seltenen Käufe irgendeiner traditionellen Papierzeitschrift (es sei denn sie hat archivarischen Wert) und mein bisher völlig kostenfreies Lesen von Neuigkeiten (via) seit gefühlten Unendlichkeiten, waren ausschlaggebende und finale Gründe des inneren Überzeugungsprozesses. 

Und ich konnte selbst geflattrt werden - eine Intention, die mir bereits C. nahe legte, allerdings über einen anderen Weg

Das impulshafte Ergebnis wurde heute von mir in ein rationales Ungeschehenmachen transformiert. Der Grund ist zugleich einfach und komplex. 

Es gibt einen Widerspruch zur gedachten und nun auch endlich netz-relevanten Lizenzierung meines Blogs und zum dahinter stehenden Konzept. Die Lizenzierung erfolgt seit heute und offiziell durch eine creative comons Lizenz, präziser BY-NC-SA, soll heißen: Namensnennung erforderlich, nichtkommerziell und Weitergabe ausschließlich unter gleichen Bedingungen. Am Ende jedes Artikels oder posts steht nun der Kompakt-CC-Knopf, der symbolisiert, was ich einfordere. 

Ein flattr-Knopf daneben bedeutet nun aber Kommerzialisierung - und da begann das Dilemma des Wollens. Denn was will ich hier? Ich habe nie eindeutig festgelegt, was das Blog sein soll, aber mittlerweile sehe ich es als eine Art Spielwiese zum Tollen und Probieren an. Natürlich gab es den Beginn und den Ansatz eines Ein-Jahr-Woanders-Blogs, was aber bereits schnell für mich unattraktiv wurde, weil es Beschränkungen auferlegt. Ich müsste monothematischer schreiben, mich selbst regulieren. In der ersten Zeit in Johannesburg glaubte ich, ich müsste allein die Differenzen aufzeigen, das Andersartige, das Neue für andere stellvertretend verwerten. In gefühlter Lichtgeschwindigkeit jedoch, bemerkte ich, dass ich dies zum einen nicht interessant finde, zum anderen neo-und-post-kolonial ("so schön anders hier") und zudem wenig ausufernd. [Letzterem könnte widersprochen werden im Sinne einer mir fehlenden, inneren Sensibilität.] Ich dachte noch an eine neue Form des Rundbriefs, der mir eine größere Erreichbarkeit zusichert und Kosten spart. Und obwohl ich dieser Argumentation noch immer zustimme, hat sich meine nostalgische Ader durchgesetzt: ich schreibe Briefe und Postkarten statt alles ins Digitale zu überführen, u.a. weil ich das Spezifische kuratieren und zueignen will. Das heißt nicht, dass ich Diktator und Kontrollator werden möchte (und auch nicht, dass hier nur Allgemeinplätze abgesetzt werden; siehe den ersten Quartalsbericht), aber ich, das Zwischenwesen von digital nativ und händisch schreibend, komme nicht umhin ein Lob auf das intime Vertrauensverhältnis auszusprechen, das sich in der Geste des Öffnens eines Briefumschlags ausdrückt. 

Zurück zum Ausgangspunkt: Kommerzialisierung hieße, so klein sie auch sei, eine Distanzierung von der Freiwilligkeit, ein Umarmen der Beständigkeit (und der Pflicht)? Aber ich will schreiben, weil ich will, nicht weil ich einer externen, gar monetären Erwartung nachkomme. Ich bin nicht bereit, meine Texte gegen Münzen zu tauschen. (Noch nicht? Niemals?) Ich bin nicht bereit, mir in dieser beinahe heiligen Form der Kommunikation die Lust nehmen zu lassen. Und so bleiben flattr und Co. etwas, was ich anderen anvertraue und mir nicht zumute. 

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk bzw. Inhalt steht unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz.

No comments:

Post a Comment