2013-01-18

Betttage.


Heute ist einer dieser Betttage. Und ich spreche mich im arbeitsrechtlichen und gesundheitlichen Sinne für eine neue Regelung diesbezüglich aus: Betttage fangen grau und regnerisch, sagen wir ab sechs Uhr in der Früh an, und hören bis acht Uhr morgens nicht mehr auf. Die menschliche Stimmung leidet, die Lust am Hinausgehen und sich auf den Sattel schleppen ist gering und die produktive Kraft gleich null. Oder beinahe null.
Warum also hinausgehenmüssen? Warum nicht stattdessen eine Telefonkette anstoßen, die jeder nutzen kann: "Hallo, ja, ich habe es auch schon bemerkt, typischer Betttag, kaum Aussicht auf Besserung, ich wünsche Dir auch einen guten Tag. Grüß mir den Erwin. Ahoi."

Es gäbe so viel mehr Komfort im Leben, wenngleich nicht mehr Lebenslust, denn einmal als Arbeitsleistung veranschlagt, kämen vermutlich gleich die ersten Beschwerden: "Och, schon wieder Zuhause, nur weil es regnet, und ich wollte doch heute so gerne den Staub von der oberen Kante meines Displays wischen. Menno!"

Nur mir passierte dieses Übel nicht, nur ich wüsste, dass ich verantwortlich war, damals, als es noch keinen Betttag gab, als ich mit dem Protestschild im Wohnzimmer auf und ab gelaufen bin und über die Telefonfreisprechanlage mit meiner Chefin wüst diskutierte und Arbeiterrechte einforderte, wie ich danach mit den Gewerkschaften sprach und schließlich die Minister überzeugte. Die Medien griffen dann natürlich nur die Politiker auf, Bild sprach von skandalösen Zuständen und vermarktete das ganze als "top-down" Initiative, die sich kein ernsthafter, ambitionierter und anständiger Bürger hätte vorstellen oder ausdenken können. Niemand weiß bis heute, wer da was voran trieb und ich muss sagen, irgendwie trage ich mein Geheimnis mit Stolz.


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