2013-02-16

Skateboarding Cape Town.

Neulich in KapstadtSpuren der früheren Nutzung öffentlichen Raumes.

Als ich am Civic Centre den Bus vom Flughafen verlasse, ergreift mich das plötzliche Verständnis darüber, warum die Stadt für das Skateboardfahren gemacht war bzw. besser: gemacht ist. 
Das Präteritum wird leider nötig, weil seit dem 30. Mai 2007 das Fahren von Skateboards oder Roller-skates verboten wurde und bestraft wird (Link auf die by-laws der Stadt; Originalwortlaut: "No person shall — (a) on a public road skate on roller-skates or a skate-board or similar device except where permitted by the City;").
An Sonntagen im Februar ist anscheinend generell weniger los, wenn es um städtisches Leben geht, obwohl die City Views (eine kostenlose Touristenzeitung) in 'A city that's alive 24/7' betonen: Städte brauchen Menschen: Hinreichend viele Capetonians leben im CBD, sodass auch nach Feierabend genügend Kunden in den Geschäften umher streifen oder das Transportsystem gut ausgelastet wird [...]" (eigene Übersetzung aus der Februarausgabe der Zeitung).
Stattdessen prägt sich mir jedoch das Bild ein, dass allein Touristen für den Wirbel sorgen und der gemeine Kapstädter mit eigenem PKW (wie so oft in Südafrika) in andere Gegenden fährt (Muizenberg?, Boulders Beach? Fish Hoek? Camps Bay? Houts Bay?).
'Ausgestorben' ist das gängige Adjektiv für bereits erledigte Innenstädte und ich ergänze es gerne mit 'brachgelegen'. Denn nichts anderes ist die Konsequenz des Banns für Skater.
Die Spuren jedoch sind noch zu sehen, zerbrochener Marmor und geschliffene Betonkanten. Nur die Nutzer dieser Gegenstände sind rar geworden. Manchmal machen sie Schlagzeilen, wie im Fall von Decio (Link zu News24). Manchmal fahren sie einfach eine Straße hinunter und verschwinden hinter der nächsten Ecke. Das Aufsehenerregende und die Kunst sind fort.

Nach Rückfragen bei ein paar öffentlichen Sicherheitskräften macht sich in mir auch ein wenig Hoffnung breit: sie sagten, dass jeder Skateboarder gerne fahren dürfe, nur das Springen auf Bänke und das Schliddern über Kanten seien verboten. Eine nicht ganz zutreffende Interpretation des Beschlusses, denn der sagt das genaue Gegenteil (und bezieht sich auf öffentliche Straßen), aber immerhin eine Aussage mit der sich noch fahren lässt (obwohl ein 'Verboten-Schild' das Skateboard rot durchstreicht).

In der letzten in Kapstadt verbrachten Nacht versuche ich also nicht den Aufstand, aber ich probiere eine Alternative: Parkour. Und siehe da, das geht ebenso wunderbar auf all den Mauern und Vorsprüngen und Parkhäusern und Fahrradstangen und leeren Repräsentativplätzen vor leeren Repräsentativgebäuden. Ein paar Fußgänger schauen neugierig, das Sicherheitspersonal schmunzelt über die Abwechslung. Ich könnte damit leben.


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