2012-06-13

Das Dazwischen I

Die Verbindung von Zentrum und Peripherie: Straßen. Autos. Fahrräder. Bahnen. Menschen. Ich. Dazwischen.

Es gab bereits in der Mitte des Maimonats ein Seminar in Bielefeld, das ich besuchte. Fünf Tage, die voller Themenblöcke waren, vor Information und Diskussion trieften. Konkretes? "Ängste und Erwartungen". "Liebe, Romantik, Sexualität, Freundschaft". "Deutschlandbilder". Die Entwicklung des Begriffs der Entwicklung". Viele junge Menschen versuchten Worte zu finden für ihre Gedanken und ich unter ihnen. Nicht, dass ich mich nicht zugehörig gefühlt hätte - aber die Tage wurden mir zu lang.
Mittlerweile sehe ich mich einer weiteren Vorbereitungswoche des Welthauses gegenüber: ab Freitag werde ich wieder in Bielefeld sein und bis zum darauf folgenden Dienstag ein länderspezifisches Seminar besuchen, das mir Südafrika und Mosambik näher bringen soll.
(Eine daten- und Abschieds-wichtige Information, die ich schon berichten kann: ich werde am 25. August von Berlin über London nach Johannesburg fliegen und am 26. August ankommen. Für alle en detail und IATA-abgekürzt: TXL to LHR 25.8. 14.30 Uhr, LHR to JNB 25.8. 21.20 Uhr, Arrival at JNB circa 26.8. 9.05 Uhr - kein Zeitzonenwechsel.)

Wenn ich erinnerungslückenfrei auf die Zeit des Dazwischen zurück blicke, so finde ich derart Vieles, was geschah, das ich gar nicht  mehr weiß, was ich eigentlich darüber sagen soll.

Intermezzo. In der letzten Zeit wachte ich häufiger ziemlich früh auf, fiel heraus aus dem Rahmen meiner Träume und stolperte über die letzten Fetzen meiner Fantasie. Ein rekurrierendes Thema: dieser Blog und meine künftigen Äußerungen, quasi-fertig im nächtlichen Geist, druckreif und verkündbar, und dann, während des Wachwerdens wie Sand, der durch meine Finger rann. Gewiss keine ungewöhnliche Erfahrung für die Allermeisten, common sense, etwas, worüber es nicht zu sprechen lohnt.
Aber die Auskunft, die ich daraus entnehme, die ich verknüpfe mit meinen Gedanken zum Thema verbaler Entäußerung, ist das Was-Wie-Warum-&An-Wen-Schreiben. Klassische Fragen der Blogosphäre, nicht wahr?!
Der tatsächlich aus dem letzten Traum exzerpierte, dazugehörige Satz lautet: Zwischen dem Machen und dem Denken unterscheiden! Eine Aufforderung an mich. Ich beginne mit dem Machen.

Kurz nach dem ersten Seminar folgte ich der Einladung meiner Eltern zum Radfahren im Tauber- und Altmühltal, einem Geschenk zum Studienabschluss.
Die beiden Flussebenen befinden sich in Franken/Bayern. Wir fuhren mit dem Auto nach und starteten per Fahrrad in Rothenburg und endeten in Regensburg. 300 Kilometer in acht Tagen - was sich gemächlich anhört, verlangte dennoch Trittfestigkeit und Glück, Letzteres bezogen auf das uns gewogene Phänomen des Wetters. Denn kein Regen ließ uns unter Brücken Zuflucht suchen, keine Wolken trübten den romantisch-inspirierten Blick auf alte Burganlagen und die Farbe des allabendlichen Weins. Durch die als Gesamtpaket gebuchte Reise entfiel ebenfalls das Mitführen irgendwelcher Gepäckstücke auf den Rädern, außer den üblichen Vesperprodukten, da ein Bus sich unserer Taschen oder Rucksäcke annahm und von Übernachtungsstätte A nach B fuhr, am folgenden Morgen in B aufpickte, was an C zu übergeben war usf.
Die Tage vergingen schnell, die Nächte noch schneller und ich hatte das Gefühl, mit diesen Umständen einverstanden zu sein. Am reisenden Ende angelangt, nach den erschöpfenden Kilometern des Tages und vielen superben Gerichten der lokalen Küchen am Abend, nach nicht stattfindenden Gesprächen über Marx und Engels am Morgen, jedoch gekonnt vollendeten Konversationen über Fahrradtechniken und -ausrüstungen und dem Konsens über die Unangemessenheit, ein Rad als Mountainbike zu deklarieren, obwohl es das komplette Gegenteil, Typ Cityrad, war; der Künstlichkeit von nationalstaatlichen Grenzen mit Blick auf die Zugehörigkeit der fränkisch-bayerischen zu österreichischen in Abgrenzung zu brandenburgischen oder gar pommerschen Traditionen bis hin zu etwaigen Prinzipien oder Grundlagen des Eurovision-Songcontests, ließ ich mir die zu lang gewordenen Haare schneiden. Es waren gute Tage.

Seit dieser Rückkehr wiederum: weitere Südafrika-Vorbereitungen (davon ein ander Mal mehr). Und: die Ausführung einiger Haushaltsdinge, Erledigungen, die ich meinen Eltern abnehmen kann, ebay-Verkäufe, das Rasenmähen, denn Ordnung muss sein, genauso wie das Backen von Kuchen und das parallele bzw. antizipative Vor- und Abtrainieren dieser kalorienreichen Köstlichkeiten.
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